Seife – Die fantastische Verwandlung von Fett und Lauge (Teil 1)

Juni 6, 2022 0 Von Yvonne

1. Eine Geschichte:

Die Geschichte der Seife, ihre Entdeckung und die Nutzung als Reinigungsmittel ist lang, schon sehr lang….

Man kann doch mit Recht behaupten, sie ist das älteste und gebräuchlichste Reinigungsmittel der Menschheit, nachdem die Menschen vorher ihre Wäsche zb. mit Urin säuberten und die sogenannte “Trockene Toilette” bevorzugten. Das heißt: Sie rieben sich die Haut mit einem Tuch ab.

Im Allgemeinen bestand die Vorstellung zur Zeiten der Pest, die lange Zeit kursierte, demnach “[…] verursachen Hitze und Wasser Risse in der Haut, in die die Pest mühelos eindringen kann.”(Vigarello, Wasser und Seife, Puder und Parfum, Campus Verlag, 1988, S. 17)

Auch später im 16. und 17. Jahrhundert glaubte man, “[…]daß insbesondere heißes Wasser die Organe schwäche, weil es die Poren öffne und so das Eindringen von verdorbenen, ungesunden Luftschwaden ermögliche.”(Vigarello, Wasser und Seife, Puder und Parfum, Campus Verlag, 1988, S. 11) Also wurde nur das gewaschen, was man sah – Gesicht und Hände. Mit steigendem Hygienebedürfnis wuchs auch der Gebrauch von Wasser und Seife.

Aber, was ist Seife eigentlich?

Im Grunde entsteht Seife aus der Spaltung von Fett durch Lauge in Alkalisalze und Glycerin. Es gibt verschiedene Laugen und je nach dem, welche Lauge gewählt wird, ergibt es Seife mit unterschiedlicher Konsistenz.

Verwendet man demnach Kalilauge, so entsteht weiche Schmierseife. Die war früher in Deutschland der Hit.

Bei Natronlauge (die nimmt man heute ganz oft), ist das Ergebnis feste Seife. Gibt man jetzt noch Kochsalz hinzu, kommt es zum “Aussalzen” und es entsteht die gute alte Kernseife.

Wann entstand Seife?

Um das zu beantworten, müssen wir einen großen Schritt in die Geschichte zurückgehen.

Das erste Seifenrezept findet sich auf einer Tontafel der Sumerer und ist ca. 4500 Jahre alt. Diese Entdeckung war so beeindruckend, dass diese Hochkultur es auf einer Tontafel verewigte.

Der Zufall war Kreateur!

Durch das Verkochen von Fett mit Pottasche entstand eine waschaktive Substanz, die in der Lage war, Schmutz und Fett zu lösen.

Die Ägypter erhöhten die Waschaktivität dieser Seife, indem sie die Pottasche mit Soda mischten. Sie reinigten damit Textilien und Körper.

Von den Römern kam schließlich der Begriff “Sapo”. Dieses Wort – so wird angenommen – kann vom plattdeutschen “Sepe” abstammen. Es gab regen Handel und die Römer lernten wohl Seife in Gallien und Germanien kennen.

Naja, die Abstammung des Wortes lässt sich nicht eindeutig nachvollziehen.

Aber schauen wir weiter!

Aus “Sapo” wurde dann im Laufe der Zeit in England “Soap”, “Savone” in Frankreich, “Sapone” in Italien und “Seife” in Deutschland.

Dann im 7. Jhr. nach Christi, mischten die Araber die Lauge mit Kalk und es entstand feste Seife. Vorher war´s eher eine Schmierpaste.

Diese Art der Seifenherstellung gelangte nach Spanien und über hier nach Italien und Frankreich, wo die feinsten Seifen seiner Zeit hergestellt wurden. Sie waren überall begehrt. Es entstanden wunderbare Manufakturen und später die große französische Seifenindustrie. In unserer schnelllebigen Zeit kann man sich das schlecht vorstellen, aber die Verbreitung war nicht von heute auf morgen und es dauerte auch nicht eine Woche oder einen Monat…..Nein! So etwas dauerte Jahrzehnte, Jahrhunderte.

Seifenherstellung in Deutschland

In Deutschland wurde Köln schon im 14.Jhr. Dreh- und Angelpunkt der Seifenherstellung. Hier gab es vorwiegend Schmierseife. ……..und es duftete nach den wundervollsten ätherischen Ölen…… ; ) kleiner Witz. Es stank eher nach den Restprodukten der Schlachtereien, sogenannter “Unschlitt”. Verwendet wurden auch keine feinen Öle – noch nicht – , sondern billige, ranzige Öle, wie Rapsöl, Tran, Leinöl und Hanföl. Das wollte keiner in der Nähe haben, deshalb waren die Seifensiedereien außerhalb gelegen, die heutigen Industriegebiete. Allerdings das Endprodukt war begehrt bei den Menschen.

Im 19.Jhr, wurde die Seifenindustrie in Deutschland auf ein höheres Level gesetzt und in ein Fabriksystem überführt. Und durch die Kolonien konnten nun auch tropische Öle und Fette preisgünstig importiert werden.

Die feinen Toilettenseifen mit wohlriechenden Düften werden zunehmend verkauft und gewannen Preise bei den Weltausstellungen in London, Wien, Sydney und Paris zb. von der Fa. Mouson & Co. In den Fabriken wurde die Seifenherstellung soweit entwickelt (Maschinen wurden erfunden….), dass sie im großen Stil vermarktet werden konnte – die Markenseife kam in den Handel.

Der Preis dieser Marken-Feinseifen orientierte sich eher am Duft, Form, Farbe und Verpackung. Durch das Aufkommen von sogenannten Syndets verliert die Seife jedoch an Bedeutung. Wir befinden uns jetzt in der Zeit der Weltkriege.

Der Preis dieser Marken-Feinseifen orientierte sich eher am Duft, Form, Farbe und Verpackung. Durch das Aufkommen von sogenannten Syndets verliert die Seife jedoch an Bedeutung. Wir befinden uns jetzt in der Zeit der Weltkriege.

Mitte der 80-iger/ Anfang der 90-iger Jahre des 20. Jhr. steigt der Seifenkonsum stetig und erlangt durch Rückbesinnung auf ursprüngliche Verfahren, wie Kaltsiede- und Heißsiedeverfahren eine neue Qualität, die nicht unbedingt nur auf Duft, Form, Farbe und Verpackung reduziert ist, sondern auf ihre Pflegeeigenschaften, Regionalität, Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und Handwerk.

Hinweis:

Diese kleine Zusammenfassung umreißt im Grunde nur das Thema Seife, ihre Geschichte (Teil 1), die Abgrenzung zur Industrieseife (Teil 2) und Herstellungsmethoden (Teil 3). Im Folgenden liste ich die Literatur auf, die ich verwendet habe. Das ist keine Werbung und dient zur Nachvollziehbarkeit der Informationen.

Literatur:

Voss, Naturseifen, Braumüller GmbH, 2020

Vigarello, Wasser und Seife, Puder und Parfum, Campus Verlag, 1988

Cramm, Kräuterseifen, Books on Demand, Norderstedt, 2016